Die AkdÄ möchte Sie im Folgenden über Publikationen und Meldungen aus dem
internationalen Raum informieren und hofft, Ihnen damit nützliche Hinweise auch
für den Praxisalltag geben zu können.
Lithiumsalze werden in der Psychiatrie zur Langzeitprophylaxe bei unipolaren und
bipolaren depressiven Störungen eingesetzt. Aufgrund ihrer geringen
therapeutischen Breite ist die regelmäßige Kontrolle des Lithiumblutspiegels
unabdingbar wie auch die Kenntnis über mögliche Wechselwirkungen mit anderen
Medikamenten. Seit langer Zeit ist bekannt, dass viele nichtsteroidale
Antiphlogistika (NSAD) den Lithiumblutspiegel erhöhen können. Dies scheint
aber nicht für ASS und Sulindac zu gelten (1, 2). Nun liegt eine Publikation
vor, die auf der Basis von bei der US-amerikanischen Food and Drug
Administration (FDA) eingegangenen Meldungen darüber informiert, dass eine
unter Umständen gefährliche Erhöhung des Lithiumblutspiegels auch durch die
gleichzeitige Gabe von Coxiben zustande kommen kann (3). Unter Komedikation mit
Celecoxib (Celebrex®) kam es in 13 Fällen zu einer Veränderung des
Lithiumblutspiegels von +56 bis +99 Prozent. Unter gleichzeitiger Behandlung mit
Rofecoxib (Vioxx®) erhöhte sich die Lithiumkonzentration um 58-448 Prozent
und geriet damit in einen eindeutig toxischen bzw. subtoxischen Bereich. In
fünf Fällen konnte gezeigt werden, dass nach Absetzen des NSAD der
Lithiumspiegel zu seinem Ausgangswert zurückkehrte, sodass die Behandlung mit
der ursprünglichen Dosis fortgesetzt werden konnte. Bei den Patienten waren
typische Zeichen der Lithiumintoxikation, wie Verwirrtheit, verwaschene Sprache,
Tremor, Ataxie, Myoclonus bis hin zum Nierenversagen beobachtet worden. In zwei
Fällen persistierten nach Abklingen der Intoxikation Restsymptome, zum Beispiel
eine Ataxie.
Wie bei den schon länger bekannten Wechselwirkungen mit älteren NSAD dürfte
auch hier die individuell zu beobachtende durch das Coxib ausgelöste
Veränderung der glomerulären Filtration bzw. tubulären Reabsorption von
Lithium in schwer vorhersagbarer Weise von dem jeweils eingestellten
Lithiumblutspiegel, der Patientencompliance, der Natriumbilanz und anderen
Faktoren abhängig sein. Jedenfalls muss mit dieser Möglichkeit einer
Wechselwirkung gerechnet und bei der zusätzlichen Verordnung eines Coxibes der
Lithiumblutspiegel zunächst sehr engmaschig, zum Beispiel alle drei Tage,
kontrolliert werden, um den Patienten nicht zu gefährden; gegebenenfalls wird
sich daraus die Notwendigkeit ergeben, die Lithiumdosis zu reduzieren und damit
den Patienten auf seinen bisherigen Lithiumblutspiegel neu einzutitrieren.
Bitte teilen Sie der AkdÄ alle beobachteten Nebenwirkungen (auch
Verdachtsfälle) mit. Sie können dafür den in regelmäßigen Abständen im
Deutschen Ärzteblatt auf der vorletzten Umschlagseite abgedruckten
Berichtsbogen verwenden oder diesen unter der AkdÄ-Internetpräsenz
www.akdae.de abrufen.
Literatur
1. Dunner DL: Drug interactions of lithium and other antimanic/mood-stabilizing
medications. J Clin Psychiatry 2003; 64 (5): 38-43.
2. Müller-Oerlinghausen B: Drug interactions with lithium. CNS Drugs 1999;
11(1): 41-48.
3. Phelan KM, Mosholder AD, Lu S: Lithium interaction with the cyclooxygenase
2 inhibitors rofecoxib and celecoxib and other nonsteroidal antiinflammatory
drugs. J Clin Psychiatry 2003; 64 (11): 1328-1334.