Erhöhte Pankreasenzyme oder akute Pankreatitis unter Bupropion (Zyban®) (Aus der UAW-Datenbank)

Zu den Aufgaben der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft (AkdÄ) gehören die Erfassung, Dokumentation und Bewertung von unerwünschten Arzneimittelwirkungen (UAW). Die AkdÄ möchte Sie regelmäßig über aktuelle Themen aus der Arbeit ihres UAW-Ausschusses informieren und hofft, Ihnen damit wertvolle Hinweise für den Praxisalltag geben zu können.

Bupropion (Zyban®) gehört zur Gruppe der neueren Antidepressiva und wird seit über 10 Jahren in den USA für diese Indikation eingesetzt. Seit Mai 1997 bzw. Juni 2000 ist es in den USA und in Deutschland zur Unterstützung bei der Raucherentwöhnung zugelassen. Die zugrunde liegenden Mechanismen der Wirksamkeit sind noch unklar. Mehrmals hat die AkdÄ über Sicherheitsaspekte des Arzneimittels kritisch berichtet (1, 2, 3).

Im deutschen UAW-Spontanerfassungssystem (gemeinsame Datenbank von BfArM und AkdÄ; Datenstand: 8.9.2004) finden sich zu Bupropion 273 Meldungen. Am häufigsten werden psychiatrische Störungen (79,3 Prozent) genannt, wobei Meldungen über Suizidversuche führend sind (17,6 Prozent). Es folgen Berichte über Tachykardie (11,0 Prozent) sowie Krampfanfälle und Dyspnoe (je 8,8 Prozent). Vier Fälle einer "akuten Pankreatitis" unter Bupropion sind in der Datenbank erfasst, davon zwei unter Monotherapie. Diese Berichte sind unzureichend abgesichert. Aktuell wurde ein weiterer Fall gemeldet, bei dem eine Monotherapie mit Bupropion (Tagesdosis 150 mg oral) nach wenigen Tagen zu einer relevanten Erhöhung (> 3fache der Norm) der Pankreasenzyme Lipase und Amylase im Serum führte. Die typische klinische Symptomatik einer Pankreatitis (Schmerzen, Subileus etc.) wurde nicht berichtet. Der kurzfristige Anstieg der Pankreasenzyme mit Normalisierung innerhalb von 3 Tagen nach Absetzen des Präparates spricht nicht für eine höhergradige Schädigung des Pankreasparenchyms. Insoweit ist zunächst eine Hvperenzymämie anzunehmen. Ein Zusammenhang mit Alkoholgenuss als potenziellem Risikofaktor ist nicht gesichert. In der Fachinformation (4) werden für den Verdauungstrakt als häufig auftretende UAW "Bauchschmerzen, Übelkeit/Erbrechen und Obstipation" genannt. Es ist zu vermuten, dass diese UAW auch als typische Symptome einer potenziellen akuten Pankreatitis gewertet werden können. In der Fachinformation wird ferner auf schwankende Blutzuckerwerte als seltene UAW im endokrinen System hingewiesen.

Eine mögliche Beeinträchtigung der Pankreasfunktion mit Erhöhung der Enzyme (Lipase, Amylase) wird dagegen in der aktuellen Fachinformation nicht aufgeführt. Trotzdem ist in der Praxis zu empfehlen, bei der Therapie von Rauchern mit Bupropion auch die Pankreasfunktion sorgfältig zu überwachen.

Bitte teilen Sie der AkdÄ alle beobachteten Nebenwirkungen (auch Verdachtsfälle) mit. Sie können dafür den in regelmäßigen Abständen im Deutschen Ärzteblatt auf der vorletzten Umschlagseite abgedruckten Berichtsbogen verwenden oder diesen aus der AkdÄ-Internetpräsenz www.akdae.de abrufen.

Literatur

1. Arzneiminelkommission der deutschen Ärzteschaft: Vorsicht bei der Verordnung von Bupropion zur Raucherentwöhnung. Dtsch Arztebl 2000; 97: A 863.

2. Haustein K-O: Bupropion (Amfebutamon) - kritisch betrachtet. Arzneiverordnung in der Praxis 2001; Heft 2: 10-11.

3. Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft: Suizide und Suizidversuche unter Bupropion (Zyban®). Dtsch Arztebl 2004; 101: A 1719.

4. Fachinformation Zyban® 150 mg Retardtabletten, Juni 2003.