Die AkdÄ möchte Sie im Folgenden über Publikationen und Meldungen aus dem internationalen Raum informieren und hofft, Ihnen damit nützliche Hinweise auch für den Praxisalltag geben zu können.
Quetiapin (Seroquel®) ist zur Behandlung der Schizophrenie zugelassen. Venlafaxin (Trevilor®) wird unter anderem bei depressiven Erkrankungen einschließlich Depressionen mit begleitenden
Angstzuständen verwandt.
Koreanische Autoren (1) beschreiben den Fall einer 33-jährigen Patientin, die an einer psychotischen Depression mit körperbezogenen Wahnvorstellungen litt. Bei einer allgemeinen körperlichen Untersuchung ergab sich kein krankhafter Befund, der Prolaktinspiegel war mit 2,7 ng/ml normal (Referenzbereich: 2-30 ng/ml). Sie erhielt Venlafaxin in aufsteigender Dosierung bis zu einer Maximaldosis von 212,5 mg/d. Die zur Erreichung eines schnellen Wirkungseintritts bei schweren Depressionen bzw. stationären Patienten zugelassene Dosis beträgt 375 mg/d. Die depressive
Symptomatik besserte sich deutlich. Da die Patientin aber nach wie vor das Gefühl hatte, "einen Wurm in der Kehle zu haben", erhielt sie zusätzlich Quetiapin, anfangs 12,5 mg/d, ansteigend bis 50 mg/d. Zehn Tage nachdem sie die 50-mg/d-Dosis eingenommen hatte, beobachtete sie eine Galaktorrhö. Der Prolaktinspiegel lag mit jetzt 27,3 ng/ml im oberen Normbereich. Zwei Wochen nachdem Quetiapin abgesetzt wurde, war der Prolaktinwert mit 8,5 ng/ml wieder deutlich abgefallen.
Auch die Galaktorrhö verschwand innerhalb von drei Wochen nach Absetzen vollständig. Unter der Fortführung der Behandlung mit Venlafaxin trat keine erneute Galaktorrhö auf.
Im deutschen Spontanmeldesystem (gemeinsame Datenbank von BfArM und AkdÄ, Stand: 24. 2. 2005) sind 290 Verdachtsfälle unerwünschter Arzneimittelwirkungen nach Gabe von Quetiapin erfasst. Eine große Zahl von berichteten UAW bezieht sich auf Veränderungen des weißen Blutbildes,Mitteilungen über Somnolenz oder Tachykardie. Galaktorrhö wurde in zwei Fällen genannt. Zu Venlafaxin liegen insgesamt 625 Meldungen vor. Davon betrafen zwei Berichte eine Prolaktinerhöhung sowie ein weiterer
Bericht eine Prolaktinerhöhung mit Galaktorrhö.
Venlafaxin, das zur Gruppe der selektiven Serotonin-Noradrenalin-Rückaufnahme-Inhibitoren (SNRI) gehört, wurde 2003 mit 28,7 Mio. DDD verordnet. Für Quetiapin, das zu den atypischen
Neuroleptika zählt, lag das Verordnungsvolumen bei 6,5 Mio. DDD (2).
In der Fachinformation zu Trevilor® (3) ist eine Prolaktinspiegel-Erhöhung als mögliche UAW erwähnt, während in der Fachinformation zu Seroquel® (4) ausdrücklich darauf hingewiesen wird, dass Seroquel® - im Unterschied zu vielen anderen Antipsychotika - nicht zu einer dauerhaften Erhöhung des Prolaktinspiegels führt. Im vorliegenden Fall kann jedoch ein möglicher Kausalzusammenhang mit der Anwendung von Quetiapin angenommen werden.
Bitte teilen Sie der AkdÄ alle beobachteten Nebenwirkungen (auch Verdachtsfälle) mit. Sie können dafür den in regelmäßigen Abständen im Deutschen Ärzteblatt auf der vorletzten Umschlagseite
abgedruckten Berichtsbogen verwenden oder diesen von der AkdÄ-Internetpräsenz www.akdae.de abrufen.
Literatur
1. Pae CU, Kim JJ, Lee CU, Chae JH, Lee SJ, Lee C, Paik IH: Very low dose quetiapine-induced galactorrhea in combination with venlafaxine. Hum Psychopharmacol 2004; 19: 433-434.
2. Schwabe U, Paffrath P (Hrsg.): Arzneiverordnungs-Report 2004. Springer-Verlag Berlin, Heidelberg, New York 2004.
3. Fachinformation Trevilor® Tabletten 37,5 mg, Stand: Oktober 2003.
4. Fachinformation Seroquel® Filmtabletten, Stand: November 2003.