Die AkdÄ möchte Sie im Folgenden über Publikationen und Meldungen aus dem
internationalen Raum informieren und hofft, Ihnen damit nützliche Hinweise auch
für den Praxisalltag geben zu können.
Haarausfall infolge einer Arzneitherapie wird von vielen Patienten im
Hinblick auf die dadurch stark beeinträchtigte Lebensqualität als
schwerwiegende, zumindest subjektiv stark belastende UAW empfunden. Die
Beurteilung der Kausalität ist freilich oft besonders schwierig, weil die
komplexe Pathogenese des Symptoms Haarausfall die Diskussion zahlreicher
Faktoren notwendig macht, zu denen auf dem UAW-Meldebogen meist keine
ausreichenden Angaben enthalten sind. Leung und Mitarbeiter (1) berichten über
eine 41-jährige Patientin asiatischer Herkunft mit einer fünf Jahre dauernden
psychiatrischen Vorgeschichte eines bizarren Verhaltens mit Verfolgungswahn, die
unter stationären Bedingungen zunächst mit 5 mg Olanzapin (Zyprexa®) täglich
therapiert wurde. Die Dosis wurde in den folgenden vier Wochen langsam bis auf
15 mg/Tag gesteigert. Bereits zwei Wochen nach Beginn der Behandlung - die
Patientin erhielt zu diesem Zeitpunkt 7,5 - 10 mg täglich - klagte sie
über Haarausfall. Dieser nahm noch zu, als die Dosis auf 15 mg erhöht wurde.
Der Haarausfall wurde vom Pflegepersonal bestätigt. Da die Patientin insgesamt
keine Besserung ihrer psychiatrischen Symptomatik zeigte, wurde die Therapie auf
Risperidon umgestellt. Die Patientin berichtete nunmehr über ein Nachlassen des
Haarausfalles. Wegen mangelnder Compliance bei der oralen Medikation wurde
schließlich eine Therapie mit Flupentixol als Depotinjektion eingeleitet.
Hierunter trat kein weiterer Haarverlust mehr auf.
Die Autoren gehen davon aus, dass dieser Haarausfall ursächlich auf
Olanzapin zurückzuführen war, da die Patientin zu diesem Zeitpunkt keine
anderen Medikamente erhielt und andere Ursachen eines Haarausfalles, wie z. B.
eine Störung der Schilddrüsenfunktion, ausgeschlossen war.
Im Jahr 2002 lag die Zahl der verordneten Tagesdosen von Olanzapin in
Deutschland bei 20,3 Mio. DDD und damit um 27,6 Prozent höher als im Jahr
zuvor. Der Umsatz betrug mehr als 160 Mio. Euro (2).
Im deutschen Spontanerfassungssystem für UAW (gemeinsame Datenbank von BfArM
und AkdÄ; Stand: 2. 7. 2004) sind zu Olanzapin insgesamt 1 051 Meldungen
verzeichnet, davon betrafen sechs Berichte das Auftreten einer Alopezie. In drei
Fällen war eine Co-Medikation angegeben, in einem weiteren Fall lag eine
zusätzliche medikamentös behandelte Hypothyreose vor. In der Fachinformation
zu Zyprexa® wird ein Haarausfall als mögliche Nebenwirkung nicht angegeben.
Klagen Patienten, die Olanzapin erhalten, plötzlich über vermehrten
Haarausfall, so ist auch an eine Arzneimittelnebenwirkung zu denken und ggf. mit
dem Wechsel des Medikamentes zu reagieren.
Bitte teilen Sie der AkdÄ alle beobachteten Nebenwirkungen (auch
Verdachtsfälle) mit. Sie können dafür den in regelmäßigen Abständen im
Deutschen Ärzteblatt auf der vorletzten Umschlagseite abgedruckten
Berichtsbogen verwenden oder diesen unter der AkdÄ-Internetpräsenz
www.akdae.de abrufen.
Literatur
1. Leung M, Wrixon K, Remick RA: Letter to the Editor: Olanzapine-induced
hair loss. Can J Psychiatry 2002; 47: 891-892.
2. Schwabe U, Paffrath D (Hrsg.): Arzneiverordnungs-Report 2003.
Springer-Verlag Berlin, Heidelberg, New York 2004.