Kava-Kava- und Kavain-haltige Arzneimittel: Hepatotoxizität Einleitung eines Stufenplanverfahrens

Gemäß einer Mitteilung des Bundesinstituts für Arzneimittel und

Medizinprodukte (BfArM) vom 8. November 2001 (1, mit weiterführenden

Literaturangaben) ist im Rahmen der Abwehr von Arzneimittelrisiken (Anhörung,

Stufe II) beabsichtigt, die Zulassungen für Kava-Kava (Piper

methysticum)-haltige und Kavain-haltige Arzneimittel, einschließlich homöopathischer

Zubereitungen mit einer Endkonzentration bis D6, zu widerrufen. In der Begründung

führt das BfArM u. a. Folgendes an: "Kava-Kava- oder Kavain-haltige

Arzneimittel können offenbar hepatotoxische Reaktionen auslösen, deren Schwere

über ein nach den Erkenntnissen der medizinischen Wissenschaft vertretbares Maß

hinausgeht und denen keine hinreichend belegte therapeutische Wirksamkeit gegenübersteht."

Dem BfArM liegen 24 Spontanberichte über hepatische unerwünschte

Arzneimittelwirkungen, darunter (cholestatische) Hepatitis, Leberzirrhose und

sogar Leberversagen, vor. Ein Fall verlief tödlich. Der Kausalzusammenhang wird

vom BfArM in 18 Fällen als wahrscheinlich oder möglich eingestuft. Auch

bei Komedikation wurden die Kava-Kava-haltigen Präparate als auslösende

Arzneimittel angesehen. Drei Fälle erforderten eine Lebertransplantation;

Berichte über positive Reexpositionen liegen vor. Der Pathomechanismus der

beschriebenen unerwünschten Arzneimittelwirkungen ist bislang nicht bekannt; es

wird - insbesondere aufgrund histologischer Befunde - von einer dosisabhängigen

toxischen Arzneimittelwirkung ausgegangen. Laut BfArM liegt nach Auffassung der

Kommission D die Konzentration, bei der keine hepatotoxischen Reaktionen

mehr zu erwarten sind, bei einer homöopathischen Verdünnungsstufe entsprechend

D6. Das BfArM weist in seiner Internetpräsenz auch auf Fälle hin, die aus der

Schweiz bekannt wurden. Die Berichte aus Deutschland und der Schweiz haben

inzwischen Mitteilungen des Center for Food Safety and Applied Nutrition der FDA und der MCA (2) nach sich gezogen.

Auch die Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft (AkdÄ) und ihr

Ausschuss "Unerwünschte Arzneimittelwirkungen" haben anlässlich

dieser Meldungen zum hepatotoxischen Risiko unter der Therapie mit Kava-Kava-

bzw. Kavain-haltigen Therapeutika die im Rahmen des deutschen

Spontanerfassungssystems (gemeinsame Datenbank des BfArM und der AkdÄ)

vorliegenden Verdachtsfälle hepatotoxischer Reaktionen, teilweise

schwerwiegender Art und einmal mit letalem Ausgang, bewertet. In den

Fachinformationen wird darauf hingewiesen, dass es "in Einzelfällen"

bzw. "in einem Einzelfall" unter der Einnahme von

Kava-Kava-Zubereitungen zu "Leberschäden" bzw. "Leberschädigungen"

kam; eine Reversibilität dieser Nebenwirkungen wird teilweise erwähnt. Nach

Ansicht der AkdÄ ist das hepatotoxische Potenzial Kava-Kava- oder

Kavain-haltiger Präparate in der Nutzen-Risiko-Bewertung ausdrücklich unter

dem Aspekt zu sehen, dass für die Anwendung von Phytotherapeutika bei

Angsterkrankungen oder Angststörungen kein gesicherter, anderen

Wirkstoffgruppen vergleichbarer Wirksamkeitsnachweis (3) bzw. kein zuverlässiger

Wirksamkeitsbeleg (4) vorliegt. Die AkdÄ lehnt nach dem derzeitigen

wissenschaftlichen Erkenntnisstand die Anwendung von Kava-Kava- und

Kavain-haltigen Therapeutika ab.

Bitte teilen Sie der AkdÄ alle beobachteten Nebenwirkungen (auch Verdachtsfälle)

mit. Sie können dafür den in regelmäßigen Abständen im Deutschen Ärzteblatt

auf der vorletzten Umschlagseite abgedruckten Berichtsbogen verwenden oder

diesen unter der AkdÄ-Internetpräsenz www.akdae.de abrufen.

Literatur

  1. www.bfarm.de/de_ver/arzneimittel/amrisiken/stufenplan/KavaAnhStII011108.pdf
  2. mca.gov.uk
  3. AVP-Sonderheft Therapieempfehlungen, "Empfehlungen zur Therapie von Angst- und Zwangsstörungen". Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft, 1. Auflage, Dezember 1999, S. 9. 
  4. Arzneiverordnungen: Ratschläge für Ärzte und Studierende / hrsg. von den Mitgliedern der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft. 19. Auflage, Köln: Dt. Ärzte-Verl., 2000, S. 249.