Nephrotisches Syndrom und interstitielle Nephritis unter Celecoxib (UAW-News - International)

Die AkdÄ möchte Sie im Folgenden über Publikationen und Meldungen aus dem

internationalen Raum informieren und hofft, Ihnen damit nützliche Hinweise auch für den

Praxisalltag geben zu können.

Nichtsteroidale Antirheumatika können Störungen im Flüssigkeits- und Elektrolythaushalt

und eine Niereninsuffizienz verursachen. In seltenen Fällen lösen sie eine akute

allergische interstitielle Nephritis und ein nephrotisches Syndrom aus. Von den selektiven

COX-2-Inhibitoren wurde eine Abnahme der renalen Toxizität erwartet, obgleich es

frühzeitig Hinweise gab, dass diese Substanzen Einflüsse auf die renalen Prostaglandine

und die Nierenfunktion haben (1).

Es wird über einen 59-jährigen Patienten mit einer mehrjährigen Anamnese eines

Typ-2-Diabetes berichtet, der ein nephrotisches Syndrom entwickelte (2). Sieben Monate

zuvor hatte er weder eine Mikroalbuminurie noch ein erhöhtes Serumkreatinin. Über einen

Zeitraum von einem Monat entwickelte er periphere Ödeme, ein Serumkreatinin von 1,7 mg/dl

und ein Serumalbumin von 1,1 g/dl sowie eine Makroproteinurie mit einer gleichzeitigen

Gewichtszunahme von 22 kg in zwei Monaten. Bei degenerativen Gelenkproblemen hatte er

über ein Jahr zweimal täglich 100 mg Celecoxib eingenommen. Einziges zusätzlich

verabreichtes Medikament war Glipizid 5 mg täglich. Er hatte keine Zeichen einer

diabetischen Retinopathie, ebenso keine Polyneuropathie. Die quantitative

Eiweißausscheidung ergab 10,6 g Protein pro Tag, die Clearance lag bei 42 ml/min. Eine

Nierenbiopsie erbrachte die Diagnose einer akuten interstitiellen Nephritis mit

Minimal-Change-Nephropathie. Unter einer Behandlung mit Corticosteroiden kam es verzögert

zu einer kompletten Rückbildung der Ödeme sowie zu einer fast vollständigen

Rückbildung der Proteinurie und der Niereninsuffizienz.

Die rasche Ausbildung der Insuffizienz mit nephrotischem Syndrom ebenso wie der gute

Therapieeffekt mit Corticosteroiden sind nicht typisch für eine diabetische Nephropathie.

Auch wenn eine bereits bestehende idiopathische Minimal-Change-Nephropathie nicht

auszuschließen ist, entspricht die gleichzeitig bestehende akute interstitielle Nephritis

dem klassischen Bild der NSAR-Nephropathie. Der hier geschilderte Fall ist eine Ergänzung

zu weiteren Mitteilungen, die darauf hindeuten, dass die COX-2-Inhibitoren die gleichen

Wirkungen auf die Niere haben wie die nichtselektiven NSAR (3, 4). Offensichtlich hängt

die Nephrotoxizität weniger mit der chemischen Struktur der Antirheumatika als mit deren

Wirkung auf den Arachidonstoffwechsel zusammen.

Bitte teilen Sie der AkdÄ alle beobachteten Nebenwirkungen (auch Verdachtsfälle) mit.

Sie können dafür den in regelmäßigen Abständen im Deutschen Ärzteblatt auf der

vorletzten Umschlagseite abgedruckten Berichtsbogen verwenden oder diesen unter der

AkdÄ-Internetpräsenz www.akdae.de abrufen.

Literatur

1. Brater DC: Effects of nonsteroidal anti-inflammatory drugs on renal function. Focus on

cyclo-oxygenase-selective inhibition. Am J Med 1999; 107: 65S–71S.

2. Alper AB, Meleg-Smith S, Krane K: Nephrotic syndrome and interstitial nephritis

associated with celecoxib. Am J Kidney Dis 2002; 40: 1086–1090.

3. Whelton A, Maurath CJ, Verburg KM, Geis GS: Renal safety and tolerability of celecoxib,

a novel cyclooxygenase-2-inhibitor. Am J Ther 2000; 7: 159–175.

4. Porile J, Bakris G, Garella S: Acute interstial nephritis with glomerulopathy due to

nonsteroidal anti-inflammatory agents: a review of its clinical spectrum and effects of

steroid therapy. J Clin Pharmacol 1990; 30: 468–475.