Zu den Aufgaben der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft (AkdÄ) gehören die
Erfassung, Dokumentation und Bewertung von unerwünschten Arzneimittelwirkungen (UAW). Die
AkdÄ möchte Sie regelmäßig über aktuelle Themen aus der Arbeit ihres UAW-Ausschusses
informieren und hofft, Ihnen damit wertvolle Hinweise für den Praxisalltag geben zu
können.
Bei Telithromycin (Ketek®), das seit Juli 2001 in Deutschland zugelassen ist, handelt es
sich um eine Weiterentwicklung aus der Klasse der Makrolid-Antibiotika. Angezeigt ist
Telithromycin bei bakteriellen Infektionen wie ambulant erworbener Pneumonie, akuter
Exazerbation einer chronischen Bronchitis, akuter Sinusitis sowie Tonsillitis
beziehungsweise Pharyngitis. Die In-vitro-Aktivität ist gegen grampositive Erreger
gerichtet wie zum Beispiel Streptococcus pneumoniae und betahämolysierende Streptokokken
der Gruppe A sowie im gramnegativen Bereich gegen Haemophilus influenzae und Moraxella
catarrhalis. Die Dosierung beträgt in der Regel einmal täglich 2 Tabletten à 400 mg
über 5 Tage, bei Pneumonie über 710 Tage. Ein besonderes Unterscheidungsmerkmal
gegenüber den bisherigen Makrolid-Antibiotika ist die recht gute Aktivität gegen
Makrolid- und Penicillin-resistente Erreger, das heißt auch gegen Penicillin- und
Makrolid-resistente Pneumokokken.
Im deutschen Spontanerfassungssystem (gemeinsame Datenbank von BfArM und AkdÄ, Stand: 6.
9. 2002) fällt ein vergleichsweise hoher prozentualer Anteil an Sehstörungen (44 Prozent
der Meldungen zu Telithromycin) auf. Zumeist wurde dabei über verschwommenes
Sehen berichtet, in sechs Fällen wurden konkret Akkomodationsstörungen angegeben.
So fand sich zum Beispiel bei einer 45-jährigen Patientin, die 800 mg Telithromycin
eingenommen hatte, circa eine Stunde nach Einnahme eine schwere Akkomodationsstörung, die
sich nach 6 bis 8 Stunden leicht besserte, nach 11 bis 12 Stunden vollkommen verschwunden
war, jedoch nach jeder weiteren Dosis erneut auftrat. Die Patientin war nicht mehr in der
Lage zu lesen (AkdÄ-Nr. 133 495). Diese Nebenwirkung ist bisher bei den Makroliden nicht
bekannt und scheint damit eine Besonderheit von Telithromycin zu sein. Nach den bisherigen
Erkenntnissen ist sie nach Absetzen des Medikamentes voll reversibel.
In der Fachinformation zu Ketek® 400 mg Filmtabletten (Stand: Juli 2002) wird auf
verschwommenes Sehen als gelegentliche Nebenwirkung, das heißt in einer
Häufigkeit von 0,1 bis 1 Prozent der behandelten Patienten, bereits hingewiesen. Auf
diese mögliche und nicht seltene Nebenwirkung sollten Patienten bei der Verordnung von
Ketek® unbedingt aufmerksam gemacht werden, insbesondere wenn es sich um Autofahrer oder
Bediener von Maschinen handelt.
Bitte teilen Sie der AkdÄ alle beobachteten Nebenwirkungen (auch Verdachtsfälle) mit.
Sie können dafür den in regelmäßigen Abständen im Deutschen Ärzteblatt
auf der vorletzten Umschlagseite abgedruckten Berichtsbogen verwenden oder diesen aus der
AkdÄ Internet-Präsenz www.akdae.de abrufen.
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