Synovitis unter dem Bild eines akuten Karpaltunnelsyndroms durch Alendronsäure (UAW-News - International)

Die AkdÄ möchte Sie im Folgenden über Publikationen und Meldungen aus dem internationalen Raum informieren und hofft, Ihnen damit nützliche Hinweise auch für den Praxisalltag geben zu können.

Alendronsäure (Fosamax®) ist unter anderem zur Therapie der postmenopausalen Osteoporose der Frauen sowie auch der Osteoporose bei Männern zugelassen. Der Wirkstoff kann als 10-mg-Tablette einmal täglich oder als 70-mg-Tablette einmal pro Woche gegeben werden. Es handelt sich um das in Deutschland am häufigsten verordnete Arzneimittel aus der Gruppe der Bisphosphonate mit 65,5 Millionen DDD im Jahr 2003 bei stark steigender Tendenz (1).

Im deutschen Spontanerfassungssystem (gemeinsame Datenbank von BfArM und AkdÄ, Stand: 08.02.2005) sind 238 Verdachtsfälle unerwünschter Arzneimittelwirkungen (UAW) nach Gabe von Alendronsäure erfasst. Mit Abstand die meisten Meldungen betreffen gastrointestinale Störungen. Vergleichsweise wenige Berichte (14,7 Prozent) beziehen sich auf das Muskel- und Skelettsystem. Hier wurden vor allem Myalgien, Arthralgien und Knochenschmerzen genannt. Zu Osteonekrosen (des Kiefers), auf die die AkdÄ bereits früher im Zusammenhang mit der Anwendung von Bisphosphonaten hingewiesen hat (2), liegen für Alendronsäure bisher nur zwei Verdachtsmeldungen vor.

Britische Autoren (3) berichten über eine 69-jährige Patientin, die wegen einer bestehenden Osteoporose bereits seit vier Jahren mit Etidronsäure behandelt worden war. Man begann nun eine Therapie mit Alendronsäure (70 mg/Woche). Innerhalb von 24 Stunden nach der ersten Dosis entwickelten sich Schmerzen im rechten Handgelenk wie bei einer Synovitis, nach 72 Stunden wurde das Bild eines akuten Karpaltunnelsyndroms deutlich. Die Untersuchung relevanter Laborwerte, wie z. B. CRP, BKS, Harnsäure, und verschiedene immunologische Marker waren und blieben unauffällig. Die Bestimmung der Nervenleitgeschwindigkeit zeigte eine ausgeprägte axonale Läsion des N. medianus. Bei der Dekompressionsoperation fand sich eine sterile Flüssigkeit im Karpaltunnel. Fünf Monate später wurde ein erneuter Versuch mit Alendronsäure unternommen, diesmal mit der Gabe von 10 mg alle zwei Tage. Nach drei Tagen kam es zu Schmerzen in verschiedenen Gelenken. Wie beim ersten Mal verschwanden die Symptome nach dem Absetzen rasch.

In der Fachinformation wird zwar auf häufig auftretende muskuloskelettale Schmerzen wie Arthralgien hingewiesen, das Auftreten einer Synovitis ist dagegen nicht genannt. Dieses Ereignis verdient jedoch als sehr seltene, aber dennoch mögliche UAW durchaus Aufmerksamkeit.

Bitte teilen Sie der AkdÄ alle beobachteten Nebenwirkungen (auch Verdachtsfälle) mit. Sie können dafür den in regelmäßigen Abständen im Deutschen Ärzteblatt auf der vorletzten Umschlagseite abgedruckten Berichtsbogen verwenden oder diesen aus der AkdÄ-Internetpräsenz www.akdae.de abrufen.

Literatur
1. Schwabe U, Paffrath P (Hrsg.): Arzneiverordnungs-Report 2004. Springer-Verlag Berlin Heidelberg New York 2004.


2. Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft: Osteonekrosen des Kiefers unter Bisphosphonaten. Dtsch Arztebl 2004; 101: A 2203 [Heft 31-32].


3. Jones DG, Savage R, Highton J: Synovitis induced by alendronic acid can present as acute carpal tunnel syndrome. Brit Med J 2005; 330: 74.