Fortbildungsveranstaltung in Saarbrücken

Arzneiverordnung in der Praxis

Ausgabe 1/2018

Modifizierter Nachdruck aus: Saarländisches Ärzteblatt 2018; 71 (1): 31-32

Am 18.10.2017 hat die AkdÄ in Zusammenarbeit mit der Kassenärztlichen Vereinigung und der Ärztekammer des Saarlandes eine Fortbildungsveranstaltung durchgeführt. Die ca. 60 Teilnehmer erhielten einen Überblick zu folgenden Themen:

  • Lipidwirksame Therapie zur Prävention kardiovaskulärer Erkrankungen
    Dr. med. Hans Wille, Bremen, Mitglied der AkdÄ
  • Osteoporosetherapie 2017 – wo ist der Fortschritt?
    Prof. Dr. med. Hans Christian Kasperk, Heidelberg, Mitglied der AkdÄ
  • Neue Arzneimittel 2016/2017 – eine kritische Bewertung
    Prof. Dr. med. Lutz Hein, Freiburg, Mitglied der AkdÄ

Dr. med. Hans Wille (Facharzt für Innere Medizin, Facharzt für Pharmakologie) beschrieb in seinem Vortrag die lipidwirksame Therapie zur Prävention kardiovaskulärer Erkrankungen. Dabei gab er einen Überblick zur Studienlage verschiedener Lipidsenker und bei welchen Indikationen deren Einsatz sinnvoll oder auch nicht sinnvoll sein kann. Die Nutzenbelege sogenannter Hochdosistherapien mit Statinen wurden kritisch dargestellt und erläutert, dass der Nutzen einer zielwertgerichteten Therapie mit Statinen bisher in keiner randomisierten Studie klar belegt wurde. Dr. Wille ging auch näher auf andere Wirkstoffe wie Ezetemib, Evolocumab und Alirocumab ein und machte darauf aufmerksam, dass schwerwiegende Nebenwirkungen unter Statinen wie gesicherte Myopathien insgesamt selten seien. Abschließend nahm er kritisch Stellung zu einzelnen risikoadaptierten Therapieempfehlungen der ESC-Leitlinie von 2016.

Prof. Dr. med. Dr. med. dent. Hans Christian Kasperk (Facharzt für Innere Medizin) ging in seinem Vortrag auf den bisherigen Fortschritt in der Osteoporosetherapie ein. Er zeigte Einsatzmöglichkeiten verschiedener Wirkstoffe (z. B. bei Romosozumab, Denosumab oder Raloxifen) auf und erklärte u. a. die Wirkmechanismen in Bezug auf Knochenbildung und Knochendichte. Auch die momentane Studienlage wurde näher beleuchtet. Prof. Kasperk gab zu bedenken, dass der tatsächliche Fortschritt bestimmter Präparate bzw. das absolute Risiko beim Einsatz von Arzneimitteln gegen Osteoporose zum Teil deutlich von Leitlinien oder Broschüren der Hersteller abweichen würde. Seiner Meinung nach seien Standard-Bisphosphonate bei gesicherter Compliance die beste Wahl. Alternativen sollten individuell geprüft werden.

Prof. Dr. med. Lutz Hein (Facharzt für Pharmakologie und Toxikologie) nahm eine kritische Bewertung neuer Arzneimittel aus 2016/2017 vor. So seien im Jahr 2017 26 neue Arzneimittel auf den Markt gekommen. Näher beleuchtet wurden u. a. Mittel der Rheumatherapie, gegen Hepatitis C oder auch Hämophilie A. Genannt wurden hier Wirkstoffe wie z. B. Baricitinib, Lonoctocog alfa oder auch Sofosbuvir. Die Teilnehmer erhielten Tipps zum richtigen Einsatz verschiedener neuer Wirkstoffe, zu deren Zulassung und auch zur momentanen Studienlage. Auch die derzeitige Gesetzeslage hinsichtlich der Verordnung von Cannabis wurde erläutert. Prof. Hein berichtete, dass sofern Cannabinoide medizinisch notwendig seien, sowohl Bundesärztekammer als auch die AkdÄ den Einsatz von Fertigarzneimitteln befürworten würden. Die Verordnungsfähigkeit für medizinische Cannabisblüten werde bislang wegen fehlender Evidenz abgelehnt.

Prof. Dr. med. Daniel Grandt, Vorstandsmitglied der AkdÄ, führte als Moderator durch die Veranstaltung, die im Haus der Kassenärztlichen Vereinigung in Saarbrücken stattfand.

Die Vorträge von Dr. Wille und von Prof. Hein sind auf der Homepage der AkdÄ eingestellt unter: