AMTS bei der Behandlung mit neuen oralen Antitumor-Wirkstoffen: Eine prospektive, randomisierte Untersuchung zur Förderung von Patientensicherheit, -wissen und -befinden durch klinisch pharmazeutische/klinisch pharmakologische Therapiebegleitung

Arzneiverordnung in der Praxis

Ausgabe 4/2018

Abstract II-05

5. Deutscher Kongress für Patientensicherheit bei medikamentöser Therapie; Berlin, 18.–19. Oktober 2018

K. Schlichtig1, P. Lechner2, F. Dörje2, M. F. Fromm1

1Institut für Experimentelle und Klinische Pharmakologie und Toxikologie, Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, Fahrstraße 17, 91054 Erlangen, Deutschland
2Apotheke des Universitätsklinikums Erlangen, Palmsanlage 3, 91054 Erlangen, Deutschland

Einleitung

Die Verordnungszahlen oraler Tumortherapeutika nehmen stetig zu. Patienten profitieren u. a. von größerer Flexibilität und dem Verzicht auf venöse Zugänge (1). Im Zuge der eigenständigen Einnahme steigt jedoch auch die Eigenverantwortung des Patienten. Mögliche Herausforderungen sind Arzneimittel- und Nahrungsmittelinteraktionen sowie das Management von Nebenwirkungen. Zudem hängt der Behandlungserfolg stark von der Einnahmetreue ab. Es besteht somit ein wachsender Bedarf an einem auf orale Therapien ausgerichtetem Versorgungsmodell (2).

Methoden

In einer prospektiven, randomisierten Studie an 300 Patienten wird untersucht, ob bei neu begonnener oraler Antitumortherapie durch eine standardisierte, intensivierte klinisch pharmazeutische/klinisch pharmakologische Therapiebegleitung über 12 Wochen die Patientensicherheit, das Patientenwissen und –befinden verbessert wird. Die Interventionsgruppe wird in vier strukturierten Patientenschulungen über die Therapie informiert und durch Medikations- und Nebenwirkungsmanagement begleitet. Auffälligkeiten werden im interdisziplinären Team mit dem behandelnden Onkologen besprochen. In der Kontrollgruppe wird nicht in die Standardtherapie eingegriffen. Zielparameter sind u. a. die Anzahl der arzneimittelbezogenen Probleme, die Patientenzufriedenheit sowie die Anzahl schwerer Nebenwirkungen und Hospitalisierungsraten.

Ergebnisse

Bisher wurde ein strukturiertes Betreuungsprogramm einschließlich wirkstoffspezifischer Informationsmaterialien entwickelt. Die Rekrutierung läuft seit Ende 2017 und die finalen Ergebnisse werden für 2020 erwartet. Eine longitudinale Zwischenauswertung der ersten 33 Patienten ergab in Summe 83 ABP in der Interventionsgruppe (27 Medikationsfehler / 56 Nebenwirkungen) und 111 ABP in der Kontrollgruppe (27 / 84). Die bisherige Auswertung der Patient Reported Outcomes zeigt, dass die Interventionsgruppe vom Betreuungsmodul profitiert.

Diskussion und Schlussfolgerungen

Die Betreuung von Patienten mit neuen oralen Antitumor-Wirkstoffen im interdisziplinären Team führt zu einer Reduktion der Anzahl an ABP. Somit stellt sie eine effektive Methode zur Erhöhung der AMTS bei diesem Patientenkollektiv dar. Nach Studienende werden die strukturierten Trainings- und Interventionsprotokolle sowie die Informationsmaterialien anderen onkologischen Behandlungseinrichtungen zur Verfügung gestellt, um einen möglichst breiten Patientennutzen zu erreichen.

Das Projekt wird durch die Deutsche Krebshilfe gefördert.

Referenzen

  1. Aisner J: Overview of the changing paradigm in cancer treatment: oral chemotherapy. Am J Health Syst Pharm. 2007; 64(9 Suppl 5): 4-7.
  2. Zerillo JA et al.: Interventions to Improve Oral Chemotherapy Safety and Quality: A Systematic Review. JAMA Oncology. 2018; 4(1): 105-17.


Interessenkonflikte

Ein Interessenkonflikt wird von den Autoren verneint.