Bedarfsanalyse zur Entwicklung eines erweiterten Medikationsplans für Patienten mit oraler Tumortherapie

Arzneiverordnung in der Praxis

Ausgabe 4/2018

Abstract V-07

5. Deutscher Kongress für Patientensicherheit bei medikamentöser Therapie; Berlin, 18.–19. Oktober 2018

A.-K. Barnert1, A. Liekweg2, K. Hermes-Moll3, U. Jaehde1

1Universität Bonn, Pharmazeutisches Institut, An der Immenburg 4, 53121 Bonn, Deutschland
2Uniklinik Köln Krankenhausapotheke, Kerpener Straße 62, 50937 Köln, Deutschland
3WINHO, Vor den Siebenburgen 2, 50676 Köln, Deutschland

Einleitung

Durch die steigende Verfügbarkeit oraler Tumortherapien verschiebt sich die Verantwortung für die richtige Anwendung immer mehr in Richtung des Patienten (1). Mit dem bundeseinheitlichen Medikationsplan (BMP) steht ein Instrument zur Verfügung, mit dem Patienten einen Überblick über ihre Arzneimittel erhalten sollen.

Der BMP wird jedoch bisher noch nicht routinemäßig in der onkologischen Versorgung eingesetzt. Ziel des Projekts ist es daher, den BMP um Textbausteine für die oralen Tumortherapien zu erweitern.

Methoden

Im ersten Schritt des Projekts wurde eine Bedarfsanalyse unter Ärzten und Apothekern durchgeführt. Dazu wurden für onkologisch tätige Ärzte und Apotheker geeignete Fragebögen entwickelt, die über einen Link online aufgerufen und bearbeitet werden konnten. Befragt wurden Onkologen an den Unikliniken Köln und Bonn, sowie niedergelassene Onkologen, denen der Link über den Verteiler des Wissenschaftlichen Instituts der Niedergelassenen Hämatologen und Onkologen (WINHO) bereitgestellt wurde. Onkologisch tätige Apotheker wurden über die Verteiler der Deutschen Gesellschaft für Onkologische Pharmazie (DGOP) und dem Verband der Zytostatika herstellenden Apothekerinnen und Apotheker (VZA) erreicht.

Ergebnisse

Insgesamt nahmen 130 Apotheker und 167 Onkologen an der Befragung teil.

Von den Apothekern gaben 45,8 % an, dass Patienten mit oralen Tumortherapien einen schriftlichen Einnahmeplan erhalten. Am häufigsten bekommen die Patienten dabei einen speziellen Plan der Onkologen (66,0 %). Lediglich 8,5 % der Apotheker gaben an, dass die Patienten den BMP erhalten. 76,9 % der Onkologen erstellen einen eigenen Medikationsplan, 23,1 % verwendeten zum Befragungszeitpunkt den BMP. Die am häufigsten genannten Hinweise, die Onkologen in den BMP integrieren würden, sind „Art der Einnahme“ (87,8 %), „Angabe der Therapiezyklen“ (75,5 %) und „Symptome, bei denen ein Arzt aufgesucht werden sollte“ (49,0 %). Apotheker nannten „Art der Einnahme“ (97,0 %), „Symptome, bei denen ein Arzt aufgesucht werden sollte" (82,0 %) sowie „Vorgehen bei vergessener Einnahme“ (74,0 %) am häufigsten.

Diskussion und Schlussfolgerungen

Die Bedarfsanalyse zeigt, dass der BMP bereits zu einem geringen Anteil in der onkologischen Therapie verwendet wird, jedoch noch Potential besteht, die Anwendung auszuweiten und effizienter zu gestalten. Auf Basis der Rückmeldungen, welche Textbausteine in den BMP zu den oralen Tumortherapeutika integriert werden sollen, wird im nächsten Schritt eine Datenbank mit Hinweisen zu oralen Tumortherapeutika erstellt.

Referenzen

  1. Greer JA, Amoyal N, Nisotel L, Fishbein JN, MacDonald J, Stagl J et al. A Systematic Review of Adherence to Oral Antineoplastic Therapies. Oncologist 2016; 21: 354-76.


Interessenkonflikte

Ein Interessenkonflikt wird von den Autoren verneint.