Vernetzte Arzneimitteltherapiesicherheit (AMTS) mit dem elektronischen Medikationsplan in Rheinland-Pfalz

Arzneiverordnung in der Praxis

Ausgabe 4/2018

Abstract I-09

5. Deutscher Kongress für Patientensicherheit bei medikamentöser Therapie; Berlin, 18.–19. Oktober 2018

C. Mildner, I. Ulmer, I. Krämer

Universitätsmedizin Mainz Apotheke, Langenbeckstr. 1, 55131 Mainz, Deutschland

Einleitung

Akzeptanz und Praxistauglichkeit des bundeseinheitlichen Medikationsplans (BMP) als Informationsträger zwischen Patienten, Krankenhäusern, niedergelassenen Ärzten und Apotheken wurden bisher nicht untersucht.

Methoden

Von April 2015 bis März 2016 wurden 601 Patienten in fünf Krankenhäusern in Rheinland-Pfalz in eine prospektive Studie mit dem elektronischen BMP (eBMP) eingeschlossen. Zur Durchführung wurde eine speziell entwickelte primärsystem-unabhängige Portal-Software genutzt. Die eBMP wurden bei Entlassung von Krankenhausapothekern in Abstimmung mit den behandelnden Krankenhausärzten unter Prüfung der Arzneimitteltherapiesicherheit (AMTS) erstellt. Mit der Druckversion wurden die Patienten geschult. Die Aktualisierung der eBMP erfolgte durch 189 Hausärzte und 327 Apotheken über mindestens sechs Monate.

Ergebnisse

Insgesamt wurden 2199 eBMP mit Datensätzen für 23.479 Arzneimittel (AM) erstellt. Im Durchschnitt waren 11 AM, davon 0,7 AM der Selbstmedikation pro eBMP aufgeführt. Ambulant betrug die Aktualisierungsrate knapp 40 %. AMTS relevante Interventionen nahmen die Krankenhausapotheker bei 12 % der Patienten vor. 10 % der verordneten AM waren als Risiko-AM einzustufen (1), 2 % als potenziell inadäquat für Patienten ≥ 65 Jahre (2).

Über 90 % der Patienten beurteilten den eBMP positiv hinsichtlich Lesbarkeit, Übersichtlichkeit und Verständlichkeit. Wichtig war ihnen die Nennung von Einnahmehinweisen (≥ 90%) und Einnahmegründen (≥ 85%). Zwei Drittel der Patienten gaben an, hinsichtlich dieser Inhalte ihr Wissen verbessert zu haben. Eine unterstützende AM-Beratung bei Erhalt des BMP befürworteten ≥ 76%.

Hausärzte (≥ 89 %) und Apotheken (≥ 76 %) stuften die Patienten als besser über ihre AM-Therapie informiert ein. Beide Berufsgruppen befürworteten zu ≥ 87 %, dass die Patienten stets einen aktuellen Medikationsplan haben sollten. Die Hausärzte erachteten es als vorteilhaft, dass sie durch den eBMP Kenntnis über die Selbstmedikation der Patienten (≥ 86 %) und Verordnungen mitbehandelnder Ärzte (≥ 85 %) erhalten. Apotheken unterstützte der eBMP bei der Klärung von Verordnungen (≥ 80 %).

Diskussion und Schlussfolgerungen

Die Akzeptanz des eBMP durch Patienten, Hausärzte und Apotheken sowie die Praxistauglichkeit ist in hohem Maß gegeben. Die Aktualisierungsrate des eBMP muss noch gesteigert werden. Der Wissenszuwachs der Patienten bezüglich der Einnahmegründe und -hinweise mit dem eBMP ist insbesondere hinsichtlich der AMTS und Compliance als bedeutsam einzustufen und weiter zu untersuchen.

Referenzen

  1. www.ismp.org/communityRx/tools/ambulatoryhighalert.asp.
  2. priscus.net/download/PRISCUS-Liste_PRISCUS-TP3_2011.pdf.


Interessenkonflikte

Ein Interessenkonflikt wird von den Autoren verneint.