Adhärenz-Coaching: Apotheker wollen Patientensicherheit erhöhen

Arzneiverordnung in der Praxis

Ausgabe 4/2018

Abstract I-03

5. Deutscher Kongress für Patientensicherheit bei medikamentöser Therapie; Berlin, 18.–19. Oktober 2018

A. Laven1, U. Katzfey1, S. Nasert2, V. Amelung3

1Pharmabrain GmbH, Baumgartsweg 24, 52076 Aachen, Deutschland
2Bayer AG, Müllerstr. 178, 13353 Berlin, Deutschland
3Privates Institut für Angewandte Versorgungsforschung GmbH (inav), Schiffbauerdamm 12, 10117 Berlin, Deutschland

Einleitung

Nicht-Adhärenz zu verordneten Arzneimitteln stellt eine schwerwiegende Herausforderung für die Patientensicherheit dar. In Europa sind geschätzt 194.500 Todesfälle pro Jahr darauf zurückzuführen. Kosten sind 125 Milliarden Euro pro Jahr (1). Aufgrund der gleichzeitig zurückgehenden Anzahl der Hausärzte (2) ist die Frage, ob Apotheker bereit sind, Adhärenz-Beratungen durchzuführen, um die Wirksamkeit und Verträglichkeit der verordneten Therapien zu erhöhen und somit die Patientensicherheit zu stärken.

Methoden

Wir untersuchten die Bereitschaft deutscher Apotheker, Adhärenz-Beratungen durchzuführen und interprofessionell mit Hausärzten zusammenzuarbeiten. Zwischen Juni und Oktober 2017 nahmen 15 Apotheker an einer Befragung zur Perzeption der eigenen Adhärenz-Beratungskompetenz teil. Anschließend bekamen sie Wissen über Adhärenz vermittelt, wurden mit digitalen Erinnerungstechniken vertraut gemacht und trainierten eine strukturierte Gesprächsführung. Dann berieten sie mindestens fünf polymedizierte Patienten. Nach drei Monaten wurde der Fragebogen erneut beantwortet, sowie die benötigte Beratungszeit aufgezeichnet.

Ergebnisse

11 Apotheker füllten beide Fragebögen aus. Die durchschnittliche Beratungszeit betrug 37 Minuten pro Patient. In 18 % der Fälle (n = 20) wurde der Arzt hinzugezogen. Die Apotheker verbesserten sich in allen Beratungskategorien (Beratungskompetenz bei Adhärenz: +1,07 Punkte ≙17,83 %; Kommunikation mit Patienten +0,36 Punkte ≙ 6 %; Kommunikation mit Ärzten +0,49 Punkte ≙ 8 %; Gesamtbewertung +1,14 Punkte ≙19 %). Sie genossen die Konsultationen, die sowohl von Patienten als auch von Ärzten positiv aufgenommen wurden.

Diskussion und Schlussfolgerungen

Internationale Erfahrungen haben gezeigt, dass Apotheker die Behandlung von Patienten in der Primärversorgung verbessern können. Diese Untersuchung zeigt die Bereitschaft von deutschen Apothekern, ein Adhärenz-Coaching durchzuführen und die Disposition beider Berufe – Apotheker und Ärzte – zusammenzuarbeiten, um die Patientenbetreuung in Deutschland zu verbessern. Adhärenz-Coaching durch Apotheker kann die Patientensicherheit verbessern. Zukünftige Forschung sollte untersuchen, wie interprofessionelle Kommunikation und Apothekerberatungen optimiert werden können, um sie finanziell tragfähig zu machen und das klinische Ergebnis von polymedizierten Patienten mit chronischen Erkrankungen auf lange Sicht zu verbessern.

Referenzen

  1. Pharmaceutical Group of the European Union (PGEU). Adherence. www.pgeu.eu/en/component/policy/policy/110-policy/5-adherence.html, abgerufen am 30. Juli 2018
  2. Kassenärztliche Bundesvereinigung. Deutschlandweite Projektion 2030 – Arztzahlentwicklung in Deutschland 2016; www.kbv.de/html/24753.php, abgerufen am 30. Juli 2018


Interessenkonflikte

Pharmabrain GmbH bietet Trainings und Coachings für Apotheker und Ärzte an. Die Untersuchung wurde von der Bayer AG finanziell unterstützt.