Auskunftsfähigkeit von Patienten über ihre ärztlich verordneten Medikamente und der Nutzen des Medikationsplans

Arzneiverordnung in der Praxis

Ausgabe 4/2018

Abstract V-01

5. Deutscher Kongress für Patientensicherheit bei medikamentöser Therapie; Berlin, 18.–19. Oktober 2018

S. Kiel1, E. Hey 2, A. Haase1, A. Chaudhuri3, J.-F. Chenot1

1Institut für Community Medicine, Universitätsmedizin Greifswald Allgemeinmedizin, Fleischmannstrasse 6, 17475 Greifswald, Deutschland
2Fachärztin für Allgemeinmedizin, Am Gebräun 4, 99817 Eisenach, Deutschland
3Fachärztin für Allgemeinmedizin, Göttingen, Deutschland

Einleitung

Für die korrekte Einnahme und den sicheren Umgang, sowie bei Notfällen und Konsultationen von neuen Ärzten, ist die Fähigkeit von Patienten, korrekte Angaben über ihre Medikamente machen zu können, unerlässlich. Die Studie untersucht, welche Auskunft Patienten über ihre verordneten Medikamente geben können und inwieweit der Medikationsplan die Auskunftsfähigkeit beeinflusst.

Methoden

In der Querschnittstudie wurden 637 Patienten in zehn Allgemeinarztpraxen (Teilnahmerate 57 %) über Name, Dosis, Einnahmefrequenz und Indikation ihrer verordneten Medikamente befragt. Die Patientenangaben wurden mit der Praxisdokumentation verglichen.

Ergebnisse

Die Patienten konnten am besten über den Medikamentennamen (75 %) Auskunft geben und am schlechtesten über die Indikationen (47 %). Die Auskunftsfähigkeit ließ bei Patienten mit ≥ 5 Medikamenten nach. Eine höhere Schulbildung war mit einem höheren Anteil korrekter Angaben assoziiert. 65 % der Patienten besaßen einen Medikationsplan und 19 % nutzen diesen zur Beantwortung der Fragen. Der Besitz eines Medikationsplans alleine zeigte keinen positiven Effekt auf die korrekte Auskunftsfähigkeit, jedoch seine Anwendung. Dieser Effekt war bei Patienten mit ≥ 5 Medikamenten stärker ausgeprägt. Es besteht eine relevante Diskrepanz zwischen den dokumentierten Medikamentenverordnungen und den Angaben von Patienten.

Diskussion und Schlussfolgerungen

Die meisten Patienten nutzten den Medikationsplan nicht, weswegen die Ausstellung eines Medikationsplans per se nicht zu einer besseren Auskunftsfähigkeit führt. Lösungen, um die Arzneimitteltherapiesicherheit zu gewährleisten, sollten unabhängig von einem unvollständigen und oft im Bedarf nicht vorhandenen oder nicht genutzten Medikationsplan, aus Papier entwickelt werden.


Interessenkonflikte

Ein Interessenkonflikt wird von den Autoren verneint.