Patientenindividuelle Informationsbedürfnisse in der palliativmedizinischen Arzneimitteltherapie

Arzneiverordnung in der Praxis

Ausgabe 4/2018

Abstract II-14

5. Deutscher Kongress für Patientensicherheit bei medikamentöser Therapie; Berlin, 18.–19. Oktober 2018

A. Marheineke

Klinik und Poliklinik für Palliativmedizin der LMU München, Marchioninistr. 15, 81377 München, Deutschland

Einleitung

Der Zugang zu Informationen ist essenziell für eine sichere, effektive medizinische Versorgung. Patienten am Lebensende sollten nicht zusätzlich durch unzureichend behandelte Symptome oder ungeeignete Arzneimittel belastet werden; der Arzneimitteltherapie bei Palliativpatienten ist daher besondere Aufmerksamkeit zu schenken. Die verfügbare Evidenz für palliativmedizinische Therapiekonzepte ist zudem oft begrenzt, patientenindividuelle Behandlungssituationen unterschiedlich und zeitliche Ressourcen limitiert. Gezielte Informationen können Therapieentscheidungen bei Fragen zu palliativmedizinischen Themen stützen und die Arzneimitteltherapiesicherheit erhöhen.

Ziel dieses Projektes ist die Erfassung und Beschreibung des patientenindividuellen Informationsbedarfs von Professionellen zur palliativmedizinischen Arzneimitteltherapie.

Methoden

Seit 2016 steht die Arzneimittelinformation Palliativmedizin (AMInfoPall) allen Professionellen in der Palliativversorgung im deutschsprachigen Raum kostenfrei für arzneimittelbezogene Fragen zur Verfügung.

Alle Anfragen von 03/2017-02/2018 wurden in einer Datenbank aufgenommen. Neben der Erfassung demographischer Daten erfolgte eine Kategorisierung der Fragestellung in 14 Gruppen entsprechend des thematischen Schwerpunktes; zusätzlich wurde die Komplexität der Anfragen bewertet.

Ergebnisse

Die AMInfoPall erreichten 214 Anfragen, 82 davon waren patientenindividuell gestellt und wurden näher untersucht: Ärzte fragten am häufigsten an (76 %; n = 62), gefolgt von Apothekern (19 %; n = 16) und Pflegekräften (5 %; n = 4). Die Arzneimittelauswahl (27 %; n = 22) und Applikationstechnik 27 %; n = 22) waren thematisch der häufigste Anfragegrund. Die Hälfte (51 %; n = 82) der patientenindividuellen Anfragen waren hochgradig komplex (Level 3 UKMI (1)), 80 % der Fragen (n = 66) beschäftigten sich mit einem palliativen Symptom lt. S3-Leitlinie (2); Tumorschmerz war hiervon das am häufigsten diskutierte (29 %; n = 24). Zudem enthielten die Hälfte (51 %; n = 42) der Anfragen eine Arzneimittelanwendung außerhalb der Zulassung (Off-Label-Use).

Diskussion und Schlussfolgerungen

Insbesondere bei Ärzten ist der patientenindividuelle Informationsbedarf zu Arzneimittelauswahl, Applikationstechnik und Tumorschmerz hoch und sehr komplex. Durch eine professionelle Arzneimittelinformation können Therapieentscheidungen unterstützt und die patientenindividuelle Arzneimitteltherapie in der Palliativmedizin potenziell effektiver und sicherer werden.

Referenzen

  1. UKMi North West Medicines Information Centre. Guidance notes for ranking enquiries. 2016.
  2. Leitlinienprogramm. S3 Leitlinie Palliativmedizin für Patienten mit einer nicht heilbaren Krebserkrankung. 2015.


Interessenkonflikte

Ein Interessenkonflikt wird vom Autor verneint.